Eine Neuentdeckung Eichendorffs und der deutschen Romantik: Dieser Band erzählt die vergessene
Geschichte eines Dichters und seiner Zeit auf der Suche nach der Nation.Seit dem 19.
Jahrhundert ist umstritten welche Rolle die Romantik im Prozess der Nationswerdung der
Deutschen gespielt hat. Nach einer heute gängigen Auffassung hat sie die Ausbildung des
modernen Nationalismus befeuert. Kaum bekannt ist hingegen die Frühphase ihrer
Deutungsgeschichte die seit der Zeit des Vormärz unter dem Vorzeichen der Konfessionalisierung
stand. Wegen der katholischen Tendenz der Romantik wurde sie von einer
kleindeutsch-protestantischen Nationalbewegung als Hindernis auf dem Weg zum preußisch
geführten Nationalstaat bekämpft. Im Schnittpunkt dieser bewegten heute aber vergessenen
Debatten stand neben dem schillernden »Romantiker auf dem Thron« der Hohenzollern Friedrich
Wilhelm IV. (1840-1858) auch Joseph von Eichendorff. Als preußischer Regierungsbeamter war er
in die politischen Verwerfungen im Gefolge des Thronwechsels von 1840 als »letzter Romantiker«
in deren kulturpolitischen Kontext verwickelt in dem er sich ab 1846 neu positionierte. Sein
katholisch geprägtes Spätwerk wurde von den Zeitgenossen bekämpft von der Forschung
vernachlässigt und schließlich vergessen.Nikolas van Essenberg erzählt diese vergessenen
Geschichten erstmals aus den Quellen und zeigt wie ihre untergründige Nachwirkung bislang zu
einer verzerrten Wahrnehmung der Romantik im Allgemeinen und Eichendorffs im Besonderen geführt
hat. Ausgehend von der erstmals zusammenhängenden Erschließung des Spätwerks gelangt die
Untersuchung zu einer grundlegenden Neuentdeckung von Eichendorffs Gesamtwerk das viel stärker
als bislang bekannt durch das (national)-politische Engagement seines Autors geprägt war und im
Horizont seiner wandlungsreichen Wirkungsgeschichte zu einem ikonischen Erinnerungsort der
deutschen Geschichte aufrückt.