Neid Vergiftung Entsagung - allen Widrigkeiten zum Trotz steigt der Maler Federico Barocci zu
einem der bestbezahlten und angesehensten Künstler seiner Generation auf. Durch Krankheit zum
Rückzug in die Provinz gezwungen kann der Maler Federico Barocci (1533-1612) aus Urbino nicht
das erstaunliche Potenzial realisieren das Giovan Pietro Bellori ihm zuschreibt: nämlich als
Retter der Kunst noch vor Annibale Carracci (1560¿-1609) eine Reform der darniederliegenden
Malerei ins Werk zu setzen. Als mit Abstand ältester der von Bellori behandelten Künstler und
zugleich einziger den bereits Giorgio Vasari (1511-1574) in seinen Viten erwähnt hat er bei
Bellori die Funktion einer ¿Scharnierfigur¿ die den direkten Anschluss an den
kunsthistoriographischen Entwurf des großen Vorgängers schafft. Wie von den Autorinnen des
Kommentars Ulrike Tarnow und des einführenden Essays Elisabeth Oy-Marra herausgearbeitet
profiliert Bellori Barocci in seiner Ausrichtung an Raffael (1483-1520) und Correggio
(1489?¿-1534) als Alternative zum Manierismus seiner Zeit vor allem jedoch zur Kunst
Caravaggios (1571-1610) und bewertet die Malerei des Urbinaten im Rückblick als eine der
zukunftsweisenden Stiloptionen um 1600 neu. Neben Natürlichkeit und Anmut der Figurenbildung
bei frommem decorum sind es Baroccis reich orchestrierte gleichsam ¿musikalische¿ Farbigkeit
und sein differenzierter Luminismus in denen Bellori eine Entwicklungslinie zu den Koloristen
des Hochbarock erkennt und dies über sein deskriptives Vokabular modelliert. Besondere
Aufmerksamkeit schenkt Bellori zudem den aufwendigen Vorstudien Baroccis zu dessen Gemälden.
Diese singuläre Passage über die Entwurfspraxis des Urbinaten unterzieht Babette Bohn in einem
ergänzenden Essay einer kritischen Analyse im Abgleich mit den erhaltenen Zeichenblättern und
Kartons.