Das deutsche Judentum im Kampf um die Gleichstellung mit den christlichen Kirchen. Als sich
der Deutsch-Israelitische Gemeindebund 1869 als erste deutschlandweite Vereinigung der
jüdischen Gemeinden gründete schien der Prozess der Emanzipation bereits abgeschlossen. Doch
die Diskriminierung der Juden war noch lange nicht beendet und erreichte in antisemitischen
Angriffen ein neues Niveau. Der Gemeindebund hat diese Gefahr frühzeitig registriert und
dagegen vom Staat die rechtliche und finanzielle Gleichstellung der jüdischen Gemeinden mit den
christlichen Kirchen gefordert. Die Emanzipation der Juden sollte sich in der Emanzipation des
Judentums vollenden. Trotz aller Spannungen zwischen Orthodoxie und Reform entwickelte sich im
Gemeindebund eine Solidargemeinschaft die gegen staatliche Ignoranz für die
religionspolitische Anerkennung des Judentums kämpfte. Bernhard Jensen analysiert die
politischen und sozialen Aktivitäten des Gemeindebundes bis zu ihrem endgültigen Scheitern im
Nationalsozialismus. Die erste Monografie über den frühen Vorläufer des Zentralrats der Juden
in Deutschland zeigt dass die Organisation der Gemeinden und Politik der Gleichstellung
Konflikte artikuliert haben die in der post-säkularen Einwanderungsgesellschaft und in den
Debatten über die Gleichstellung des Islam wieder brisant werden.