Jan Sehn und die Ahndung der Verbrechen von Auschwitz.Für die juristische Aufarbeitung der
NS-Verbrechen hat Jan Sehn in Polen ähnlich hohe Bedeutung wie Fritz Bauer in der
Bundesrepublik Deutschland. Er war kein KZ-Häftling kein Opfer der nationalsozialistischen
Verfolgung sondern hatte während des Krieges eine bescheidene Stellung in einem
Gastwirteverband inne. Und doch war der deutschstämmige Sehn nach 1945 eine treibende Kraft für
die juristische Ahndung der deutschen Verbrechen in Polen. Als Vorsitzender der
Bezirkskommission zur Untersuchung deutscher Verbrechen in Krakau verhörte er zahlreiche an
Polen ausgelieferte Nationalsozialisten darunter Amon Göth Rudolf Höß und Maria Mandl. Auf
unkonventionelle Weise trug er belastendes Material zusammen suchte Zeugen die die
Konzentrationslager überlebt hatten und verhandelte mit kommunistischen Behörden der
Volksrepublik Polen US-amerikanischen Militärs und Staatsanwälten aus der Bundesrepublik
Deutschland. Beim Frankfurter Auschwitz-Prozess spielte Sehn eine wichtige Rolle da auf seine
Vermittlung hin die Ortsbesichtigung in Auschwitz stattfinden und eine Gerichtsdelegation an
den Tatort der Verbrechen reisen konnte - erstaunlich im politischen Klima des Kalten Krieges.