Kolonialismus im familiären Gedächtnis.Kolonialismus ist Teil vieler europäischer
Familiengeschichten: Bis heute bewahren Familien Tagebücher Militaria oder Beutestücke auf
die VorfahrInnen als koloniale AkteurInnen nach Hause gebracht haben. Sie bezeugen nicht nur
familiäre Verstrickungen sondern haben obendrein über Jahrzehnte hinweg kollektive
Vorstellungen über die koloniale Vergangenheit geprägt. Fotografien waren daran - als
vermeintlich authentische Zeugnisse - ganz wesentlich beteiligt. Über den Tod der
»Erlebnisgenerationen« hinaus vermittelten sie koloniale »Erfolgsgeschichten« wodurch Familien
zu einem Hort kolonialer Geschichtsmythen etwa der »anständigen« KolonialherrInnen wurden.
Dieses Buch nimmt die kolonialen Bildbestände von Familien in der italienischen Provinz Bozen
Bolzano in den Blick deren (Groß-)Vätergeneration am faschistischen Kolonialkrieg gegen das
Kaiserreich Abessinien (1935-1941) teilgenommen hatte. Markus Wurzer untersucht die »sozialen
Leben« kolonialer Bilder also wie und wozu diese durch Soldaten und ihre Familien
(re-)produziert gebraucht und über Generationen hinweg weitergegeben wurden.