Französischer Zentralismus und deutscher Föderalismus haben konträre historische Wurzeln.
Können sie gemeinsam eine europäische Souveränität formen?Heute dient die Verteidigung der
Souveränität als nationalistischer Kampfruf gegen internationale und supranationale Ordnungen.
Dagegen erklingt in Frankreich und zunehmend auch in Deutschland der Ruf nach »europäischer
Souveränität« die inhaltlich noch zu bestimmen ist. Wo liegen die ideen- und
realgeschichtlichen Wurzeln der Souveränität und wie entwickelte sie sich? Im vorliegenden
Band geben Historiker:innen Jurist:innen Philosoph:innen und Politolog:innen mit einer
historisch vergleichenden deutsch-französischen Perspektive Antworten auf diese Frage. Trotz
spätmittelalterlichen Vorformen begann das staats- und völkerrechtliche Konzept der
Souveränität erst mit Jean Bodins Definition (1576) die politischen Auseinandersetzungen in
und zwischen den Staaten entscheidend zu prägen. Der Zentralstaat Frankreich setzte die
Souveränität zuerst des Königs dann des Volkes modellhaft um. Im föderalistisch strukturierten
Deutschland begründete sie eine Pluralität von Staaten. Die kolonialen Imperien stützten dank
der Souveränität ihre Herrschaft über außereuropäische Territorien während das Konzept in
Europa das Nebeneinander von Nationalstaaten legitimierte. Das geschah selbst dann als diese
wie BRD und DDR im völkerrechtlichen Sinn gar nicht souverän waren.