Lektüren der Literarisierung von Müll und der Vermüllung von Literatur die das Faible für
unnütze Details mit dem sammelnden Lesen des völlig Unbrauchbaren verknüpfenMüll drängt sich
seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zunehmend auf. Die gewöhnlich in den städtischen
Peripherien zu Müllbergen angehäuften Dinge und Substanzen übersieht auch die Literatur nicht.
Sie erzählt von ihnen lässt ihre Figuren mit ihnen hantieren und setzt Form und Materialität
ihrer Texte zu ihnen ins Verhältnis. Wozu interessieren sich literarische Texte um 1900 für
einen so formlosen Gegenstand wie Müll? Auf diese Frage sucht die Studie von David-Christopher
Assmann Antworten. In ihrem Zentrum stehen Lektüren von Müll-Stellen in der Literatur von der
Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre. Welche Darstellungsverfahren setzen
literarische Texte zwischen Realismus und Moderne ein um ihrem Interesse an aussortierten oder
weggeworfenen Materialitäten zu entsprechen? Inwiefern partizipiert die Literatur der
Jahrhundertwende an stadthygienischen Bemühungen die Müllbeseitigung in den Griff zu bekommen?
Und mit welchen Folgen beobachtet ein literarischer Text sich selbst als Müll? Die Studie
plädiert für einen materialitätstheoretisch und sozialgeschichtlich informierten
Strukturalismus der es erlaubt Müll als Thema Verfahren und Material kurz: als
textmaterielle Form von Literatur zu untersuchen.