Verräter Opfer Intriganten? Matthias Winkler vermisst die facettenreiche Geschichte des
politischen Exils am Beispiel französischer Revolutionsemigranten neu Als nach dem Sturm auf
die Bastille im Juli 1789 eine Fluchtbewegung aus Frankreich einsetzte die innerhalb weniger
Jahre auf rund 150.000 Personen anwuchs rechneten jene Emigranten mit einem raschen Kollaps
der Revolution und ihrer baldigen Rückkehr. Die politische Radikalisierung in Frankreich und
die erfolglose militärische Bekämpfung der Revolution von außen zwangen sie stattdessen sich
auf ein längerfristiges Exil einzustellen. Viele dieser Gegner der Revolution gelangten in die
Länder der Habsburgermonarchie wo sie teils jahre- und jahrzehntelang Zuflucht fanden.
Matthias Winkler untersucht in seiner akteurszentrierten Studie die komplexen
Beziehungsgeflechte zwischen den Revolutionsemigranten und der sie aufnehmenden Gesellschaft.
Auf breiter Quellenbasis durchmisst er die Handlungsfelder der Emigranten und schildert wie
diese sich unter oft prekären Bedingungen zu behaupten verstanden. Durch konsequente
Perspektivwechsel hinterfragt er tradierte Klischees zur Revolutionsemigration und gelangt zu
einer chronologisch räumlich und sozial differenzierten Bewertung einer der ersten großen
politischen Migrationsbewegungen der Neuzeit.