Nur noch wenige Überlebende der NS-Herrschaft können aus eigener Erfahrung sprechen - aber
bedeutet das auch das Ende der Zeitzeugenschaft? Das Ende einer Ära zeichnet sich ab der Ära
des unmittelbaren Zeugnisablegens all jener die den nationalsozialistischen Terror er- und
überlebt haben. Was bleibt sind literarische Zeugnisse und Videointerviews - sowie die Frage
danach wie wir in Zukunft mit dieser Erbschaft umgehen wollen. Grund genug den Blick auf die
Geschichte der Zeitzeugenschaft seit 1945 zu richten und die komplexe Beziehung zwischen
Zeitzeug:innen und Interviewer:innen Medium und Gesellschaft zu erkunden. Wie kann mit dieser
Erbschaft verantwortungsvoll umgegangen werden? Wie mit der Tatsache dass wir den Erzählungen
ebenso kritisch begegnen müssen wie allen anderen historischen Quellen? Der Band gibt Einblicke
in den Stand der Debatten über das Erbe der Zeitzeugenschaft sowie in die Wanderausstellung
»Ende der Zeitzeugenschaft?« die bereits an verschiedenen Orten zur Reflexion des Umgangs mit
diesem Vermächtnis angeregt hat. Wissenschaftliche Beiträge in diesem Band präsentieren einen
Querschnitt durch die Erforschung und durch die Praxis der Arbeit mit Erinnerungsberichten und
Interviews von Überlebenden - mit Blick auf die Frage wie eine Zukunft ohne die lebenden
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sich gestalten könnte.