Die Entstehung einer Kultur des transnationalen Helfens ist Teil der Geschichte des
europäischen Kolonialismus Kinder sind heutzutage aus der Werbung für Spenden nicht
wegzudenken. Trotz Kritik gelten Bilder und Erzählungen von weltweit in Not geratenen Kindern
als besonders wirksames Instrument um Menschen emotional zu erreichen und zu wohltätigen Gaben
zu bewegen. Katharina Stornig zeigt dass die Figur des »zu rettenden Kindes« in geografisch
fernen Ländern eine lange Geschichte hat. Sie wurde bereits im 19. Jahrhundert von religiösen
Vereinen geschaffen und zu Werbezwecken genutzt. Ab den 1930er Jahren generierten auch im
deutschsprachigen Europa Vereine die im Rahmen der christlichen Missionsbewegung und vor dem
Hintergrund europäischer Expansionsbestrebungen entstanden waren Spendengelder für ferne
Weltregionen. Die kulturhistorische Analyse ihrer Aktivitäten zeigt dass religiöse Vereine
Narrative des »Rettens« und »Helfens« verbreiteten und in Praktiken des transnationalen Gebens
überführten. Dabei adressierten sie ihre Mitglieder als potente »Retter« »Retterinnen« bzw.
»Helfer« »Helferinnen« von als »bedürftig« erklärten Menschen und insbesondere Kindern in
fernen Ländern und (re-)produzierten am Ende auch koloniale Differenz und Ungleichheit.