Wie die Provenienzforschung zu kolonialen Sammlungen mit der Geschichte des Kolonialismus
verbunden ist. Die umfassenden Sammlungen aus kolonialen Kontexten an deutschen Museen bilden
ein zentrales Thema der aktuellen Debatten zum Umgang mit dem kolonialen Erbe in Deutschland.
Christian Jarling zeigt wie mittels der Aneignung ethnografischer Objekte aus
(Deutsch-)Südwestafrika die Differenz zwischen Kolonialherren und Kolonisierten konstruiert und
reproduziert wurde. In Bremen begann das Sammeln namibischer Objekte bereits in den frühen
1880er-Jahren und setzte sich bis weit nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft in die
1960er-Jahre fort. Das Museum konnte sich hierbei insbesondere auf die Zusammenarbeit mit
deutschen Auswanderern und Siedlern stützen. Der Autor verbindet anhand der Entstehung der
Sammlung auf exemplarische Weise die Provenienzforschung zu Sammlungen aus kolonialen Kontexten
mit der Geschichte des Kolonialismus in Namibia. Im Mittelpunkt steht hierbei nicht das
einzelne Objekt sondern die Struktur hinter dem kolonialen Aneignungsprozess. So kann Jarling
aufzeigen wie das Kategorisieren und Umdeuten von Objekten sowie das Einüben und Verfestigen
kolonial geprägter Bildwelten sowohl im Museum als auch in der Siedlerkolonie Südwestafrika
immer wieder neu hergestellt und fortgeführt wurden.