Eine neue Erschließung des Zusammenhangs von Geschichtlichkeit Moral und Wert Was soll es
bedeuten dass etwas geschichtlich ist und nicht nur vergangen? Diese nur scheinbar harmlose
Frage führt in ein Labyrinth verschiedener Antworten. Hier tut sich eine oft behauptete und
ebenso oft bestrittene Beziehung von Geschichtlichkeit und Unsterblichkeit als Leitlinie auf.
Im 18. und 19. Jahrhundert entsteht auf eher zufällige Weise eine Ideenkonstellation in der
die Unsterblichkeit der menschlichen Gattung und der einzelnen menschlichen Seele gegeneinander
ausgespielt kombiniert oder auch gemeinsam abgewiesen werden. Erschließbar durch Lektüren
geschichtsphilosophischer Beiträge von Leibniz Nietzsche Benjamin und anderen scheint sich
für das 20. Jahrhundert zunächst abzuzeichnen dass die Verschränkung von
(Un-)Sterblichkeitsbehauptungen verschwunden ist. Doch tatsächlich hat sie sich vor allem
verwandelt und verlagert. Insbesondere zeigt sich im modernen Verständnis von Normen als in die
Unsterblichkeit überführten Werten ein unterschwelliger Fortbestand der älteren Konstellation.
Die Studie erarbeitet eine neuartige Konzeption von Historizität Historisierung und deren
Zusammenhängen in kulturellen Erscheinungen wie der Totenfürsorge des Humanitarismus und der
Lebensrettung. Damit lassen sich zeitgenössische Welt- und Krisendeutungen bis hin zu
derjenigen des Anthropozäns neu erklären.