Was wenn sich die Provenienz eines literarischen Objekts als manipuliert herausstellt? Wenn
Handschriften oder ganze Bücher gefälscht sind und ihre Herkunftsgeschichten gezielt
verschleiert werden? Die Fälschung von Schiller-Handschriften im 19. Jahrhundert durch
Heinrich von Gerstenbergk und die Stern-Affäre um Konrad Kujaus gefakte Hitler-Tagebücher
erregten große Aufmerksamkeit und faszinieren bis heute. Für kulturelle Sammlungseinrichtungen
wie Archive oder Museen sind Fälschungen jedoch nicht primär faszinierend sondern vor allem
ein Risiko denn deren Erwerbungsentscheidungen basieren in der Regel auf dem
Provenienzprinzip: Manuskripte einzelne Bücher oder ganze Buchsammlungen werden erworben oder
ausgestellt weil ihnen aus ihrer Besitzgeschichte heraus kulturgeschichtliche Relevanz
zugesprochen wird. Der vorliegende Band beleuchtet Theorien und Praktiken gefälschter
Provenienzen in der Literatur und ihren Wissenschaften: Was macht Provenienzspuren und -ketten
in literarischen Zusammenhängen authentisch? Welche Möglichkeiten gibt es im Zeitalter der
Digitalisierung gefälschte Provenienzen aufzuspüren? Wie gehen sammelnde Institutionen Handel
und Forschung damit um wenn sich die Herkunftsgeschichte eines literarischen Objekts als
gefälscht herausstellt? Nicht zuletzt nimmt der Band auch die produktive Dimension von
Fälschungen in ästhetischer Hinsicht in den Blick und zeigt wie diese motivisch in die
Literatur zurückwirken.