Zum 400jährigen Jubiläum der Erstaufführung von Shakespeares »Der Sturm«. Anhand von
Shakespeares später Komödie untersucht Katrin Trüstedt einen zentralen Topos der Philosophie
der Moderne: den Übergang in diese Epoche als Prozess der Ab- und Auflösung der Tragödie durch
die Komödie. Was ein auf die Literatur bezogenes Gattungsproblem zu sein scheint erweist sich
dabei als Grundfrage des philosophischen Selbstverständnisses der Moderne. Die Komödie löst für
die philosophische Tradition von Hegel bis Schmitt die Tragödie der Alten in zwei Richtungen ab
und auf: Zum einen vollzieht sie eine Entmythisierung Verrechtlichung und damit eine
aufklärende Überwindung der tragischen Verstrickung zum anderen erscheint sie als eine
Auflösung hin zu einem reinen selbstbezüglichen Spiel jenseits des Tragischen. In beiden
Ansätzen soll der Übergang in die Komödie und damit der Aufbruch in die Moderne die Tragödie
hinter sich lassen sie durch eine Komödie des Rechts oder eine Komödie des Spiels ersetzen.
Shakespeares sogenannte Romanze bietet sich vor diesem Hintergrund als ein anderes Paradigma
einer »Komödie nach der Tragödie« an die den Topos auf den sie anspielt gleichzeitig
unterläuft. »Der Sturm« wendet Mythos Rache und Tragik mit den Verfahren der Komödie ohne
diese Wendung als Überwindung zu überhöhen und den Bereich des Tragischen zu verlassen. Die
Komödie der Tragödie zeigt vielmehr die Verstrickung von Mythos und Moderne Rache und Recht
Tragik und Spiel. Der »Seachange« den das Stück vollzieht affirmiert so die Komödie als immer
neue Wendung der Tragödie. 400 Jahre nach der Erstaufführung des »Sturm« bietet das Stück noch
immer ungesehene Perspektiven und kann dem philosophischen Diskurs der Moderne ein anderes
Paradigma der Komödie entgegenhalten. Ausgezeichnet mit dem Martin-Lehnert-Preis der Deutschen
Shakespeare-Gesellschaft.