Eine Welt ohne Migration scheint kaum mehr vorstellbar. Und Auseinandersetzungen über Fragen
der Integration prägen längst auch die Debatten in Einwanderungsländern die keine sein wollen.
Das Buch von Kijan Espahangizi setzt deswegen bei den Wörtern »Migration« und »Integration« an
und geht am Beispiel der Schweiz der Frage nach warum zwei sozialwissenschaftliche
Fachbegriffe die vor wenigen Jahrzehnten öffentlich kaum verwendet wurden heute nicht mehr
wegzudenken sind. Mit ihrem diskursiven Aufstieg hat sich unsere Sicht auf die moderne
Gesellschaft grundlegend gewandelt.Ausgangspunkt des Buches ist die 'Entdeckung' der
ungeplanten Einwanderung im Zuge der Ausländerbeschäftigung in den 1960er Jahren und die bis
heute umstrittene Frage wie Einwanderung zu gestalten und zu steuern ist. Seitdem hat sich
nach und nach ein Komplex von Akteuren Institutionen und Diskursen herausgebildet der um die
Begriffe Migration und Integration organisiert und zunehmend vom Rand ins Zentrum
gesellschaftlicher Debatten gerückt ist. Kijan Espahangizi folgt den Begriffen deswegen ins
Dickicht der sozialen Praxis: zu den Kirchen Hilfswerken Gewerkschaften staatlichen Behörden
politischen Parteien Ausländerorganisationen und sozialen Bewegungen. Warum und wann wurden in
Gesellschaft und Politik Konzepte der Migrationsforschung aufgegriffen wie haben sich die
Vorstellungs- und Handlungsräume dabei verschoben und wie wurde umgekehrt die Wissenschaft von
politischen Prozessen geprägt? Mit Antworten auf diese Fragen erschließt das Buch vier
grundlegende Perspektivverschiebungen die international zu beobachten sind: die soziologische
Ausweitung der Einwanderungsdebatten auf die Gesamtgesellschaft ab den 1960er Jahren ihre
politische Aneignung in den 1970ern die kulturelle Wende sowie schließlich eine Globalisierung
der Migrationsfrage in den 1980er und 1990er Jahren.