Debatten über die Unterschiede zwischen poststrukturalistischen Positionen und solchen die
sich der Kritischen Theorie verpflichtet sehen führen regelmäßig in eine Sackgasse. Das Buch
von Heiko Stubenrauch schlägt hier eine grundlegende Neubestimmung vor indem es danach fragt
welche Rolle der Affekt im philosophischen Denken der Moderne spielt. Ist er das schlechthin
Irrationale das von der Vernunft ferngehalten werden muss der Indikator des Scheiterns einer
unvernünftigen Gesellschaft den es zu interpretieren gilt oder doch die produktive Quelle
ihrer Erneuerung?Anhand der Philosophen Adorno und Deleuze nimmt Die Zweite Kopernikanische
Wende eine zentrale Gemeinsamkeit im Umgang mit dem 'Erbe der Aufklärung' in den Blick: Es geht
hier wie dort darum die affektiven Kräfte des Unbewussten die im Rahmen der
psychoanalytischen Forschung erstmals zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen wurden
dem philosophischen Denken zugänglich zu machen. Besonders in ihrer Kritik der Philosophie
Kants finden und schärfen Adorno wie Deleuze ihre Vorstellungen von einem Denken das in der
Bearbeitung unbewusster Impulse transformative Kräfte entwickeln soll. Adorno will der
Kantischen Bewusstseinsidentität mit einer Selbstreflexion der Vernunft begegnen. In einer
»zweiten Kopernikanischen Wendung« begründet er ein negativ-kritisches Denken als politische
Reflexion des unbewussten Leidens. Deleuze hingegen zielt durch eine Neubestimmung der
Sinnlichkeit auf ein affirmativ-kritisches Denken. Es nimmt eine ästhetisch-experimentelle
Entfaltung des unbewussten Begehrens als Sprungbrett um das Gegebene zu transzendieren. Das
Buch von Heiko Stubenrauch zeichnet diese beiden Wege nach zeigt ihre
gesellschaftstheoretischen Konsequenzen auf und konfrontiert sie vor dem Hintergrund des
geteilten Ziels ein kritisches Denken des Affekts zu initiieren.