Als Eugène Atget (1857-1927) an der Schwelle zum 20.Jahrhunderts mit einer damals schon
veralteten sperrigen und schweren Plattenkamera durch die Straßen und Vororte von Paris zog
um kleine Gewerbetreibende Prostituierte Gassen Hinterhöfe Fassaden architektonische
Details Parks und Straßenfluchten zu fotografieren tat er das im Bewusstsein Augenzeuge
einer verschwindenden Welt zu sein. Zwar dienten seine Bilder als Souvenirs oder Bildvorlagen
für Maler wie George Braque André Derain oder Maurice Utrillo durchaus prosaischen Zwecken
doch Atget selbst verstand sich als Stadtarchäologe der flanierend und fotografierend eine
umfassende Fotodokumentation seiner Wahlheimat Paris zusammenträgt. Atget blieb zu Lebzeiten
weitgehend unbekannt unterschied sich seine Fotografie durch ihre Präzision und
dokumentarische Schärfe doch zu sehr vom bevorzugten malerischen Weichzeichnerstil seiner
Epoche doch wurde in den 1920er-Jahren die Avantgarde des Dadaismus und des Surrealismus durch
Man Ray auf ihn aufmerksam. Vier seiner Bilder erschienen im Surrealistenblatt La Révolution
surréaliste. Man Ray selbst und viele seiner Freunde erwarben Aufnahmen Atgets. Größere
Bekanntheit erlangte der Fotograf jedoch erst posthum dank mehrerer Artikel und einer
Monografie von Berenice Abbott die Atget kurz vor seinem Tod über Man Ray kennengelernt hatte.
Auf sein Vorbild beriefen sich später einige der berühmtesten Fotografen darunter Walker Evans
und Bill Brandt. Dieser Band zeigt rund 500 Fotografien von Atget der zu Lebzeiten verkannt
heute zu den Größen der frühen Fotokunst zählt und dessen Platten u. a. in der Bibliothèque
Nationale in Paris oder dem Museum of Modern Art in New York verwahrt werden.