Koloritexzesse Linientobsuchtsanfälle schäumten Kunstkritik und das Dresdener Feuilleton
als es die ersten Werke der jungen Künstlergruppe Die Brücke (1905-1913) zu sehen bekam und
diese nur als Vorspiel zum großen Höllenkarneval der Zukunftsmalerei interpretieren konnte. Mit
diesem Ergebnis dürften die verantwortlichen Künstler zufrieden gewesen sein schließlich war
es das erklärte Ziel von Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl Erich Heckel und Karl
Schmidt-Rottluff allesamt Architekturstudenten und künstlerisch unvorbelastet der
kunstakademischen Welt und dem bürgerlichen Kulturbetrieb den Hut vom Kopf zu schlagen. Ihr
programmatischer Aufruf von 1906 von Kirchner im Holzschnitt festgehalten forderte Arm- und
Lebensfreiheit gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften ein und eine absolute Freiheit in
der Kunst wie im Leben das sie als dezidiert außerbürgerliches Bohemeleben inklusive
gemeinsamen Nacktbadens inszenierten. Die Gründung der Künstlergruppe Die Brücke 1905 in
Dresden gilt als Geburtsstunde des Expressionismus . Dem Gründungsquartett schlossen sich bald
weitere Künstler wie Max Pechstein und Emil Nolde an. In ihren Gemälden wie auch den bei ihnen
so beliebten Holz- und Linolschnitten füllten die Künstler der Brücke die Bildfläche mit
grellen Farbkontrasten - Rot-Grün Blau-Orange wilden zackigen Linien und stark vereinfachten
verfremdeten Darstellungen von Gegenständen und Menschen um ihr subjektives Erleben der Welt
zum Ausdruck zu bringen statt nach einer realistischen Abbildung des Gesehenen zu trachten.
Diese Einführung zeichnet die Entwicklung der Gruppe nach zeigt die vielfältigen Einflüsse auf
die die Kunst der Brücke prägten von van Gogh und Gauguin bis zur Volkskunst Ozeaniens und
Afrikas und stellt ihre wichtigsten Werke vor die auch heute noch überraschend schwungvoll
frisch und radikal erscheinen.