In der bewegten Geschichte Heinrich Manns ist die Zeit seines Frühwerks der wahrscheinlich
interessanteste Wendepunkt seines schriftstellerischen Lebens. Seine Literatur ist unausgereift
und ein Entwicklungsprozess der ihn zu dem Autor macht den wir heute kennen. Über die Lyrik in
den frühen 1890er Jahren kommt er zu seinen ersten Romanen für die im besonderen Im
Schlaraffenland (1900) Professor Unrat (1905) der wohl bekannteste hier und Die Kleine Stadt
(1909) stehen. Die entscheidende Lebens- und Schaffensphase besteht aus dem Talent Heinrich
Manns den Menschen und Schriftsteller in seinem Frühwerk zu formen. Schreiben als
Selbstfindungsprozess? Vielmehr scheint es sein Bedürfnis zu sein Zeitgenossen und Kaiserzeit
auf satirische und schließlich dann auch politische Weise darzustellen. Was hat ihn zu diesem
satirischen und schließlich nach 1910 politischen Schriftsteller gemacht? Wie war sein Weg
dorthin? Gründe gab es für den damals knapp dreißigjährigen genug. Die Kaiserzeit und sein
allmächtiger Bruder sind nur zwei davon. Vor allem aber das Fin de siècle Verständnis der
Jahrhundertwende machen ihn zu einem Vorbild für die junge Generation von Schriftstellern
seiner Zeit. Und dennoch stand er als einer der wenigen der Literaturepoche des Fin de siècle
skeptisch gegenüber. Die Veränderung in seinem schriftstellerischen Denken und Schaffen machen
den Reiz dieser Romane aus. Gleichzeitig ist sie nicht frei von Widersprüchen. Für die Nachwelt
und zum Verständnis von Heinrich Manns Literatur dieser Zeitspanne ist es heute wichtig die
Zeitlosigkeit seiner Intention zu sehen. Es besteht eine ungeheure Aktualität zwischen den
politischen sowie literarischen Strömungen und denen der gerade erst erlebten Jahrtausendwende.
Euphorie und Zerrissenheit einer ganzen Literaturepoche werden schriftstellerisch festgehalten
von einem großen und im Gegensatz zu seinem Bruder Thomas fast zu wenig beachteten Autor. Der
junge Heinrich Mann probiert sich in seinem Frühwerk aus und versucht wie junge Literatur im
Allgemeinen eine Perspektive in der Umbruchphase zu finden.