Tilidin zu gebrauchen ist nicht neu. Bereits in den 70er Jahren untersuchte ein Hamburger
Drogentherapeut den Mißbrauch von Valoron. In den 80er Jahren wurde nachgewiesen dass der
Entzug von Valoron dem von Heroin identisch sein soll. Aus diesem Grund wurde dem
tilidinhaltigen Arzneimittel Naloxon zugesetzt um den intravenösen Gebrauch zu verunmöglichen.
Dies ist kein Bericht über Praktiken in der offenen Szene sondern ein Versuch die möglichen
Gründe und die persönlichen Motive von Jugendlichen zu erfahren. Die Autorin setzt sich mit dem
Ge- und Mißbrauch von Tilidin in Berlin auseinander. Sie versucht einen Ausschnitt aus der
Lebenswelt von Jugendlichen in Neukölln zu beleuchten und möglichen Ursachen von Mißbrauch auf
die Spur zu kommen. Im Rahmen der Arbeit werden die Pharmakologie von Tilidin neben einer
kurzen Chronologie des nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs ausgeführt. Theorien zur
Suchtentstehung untermauern den theoretischen Teil der Arbeit. Immer wieder stößt man bei der
Auseinandersetzung mit Suchtverhalten auf Verbote. Gedanken zu Sinn und Unsinn derselben im
Hinblick auf Tilidinmißbrauch fließen in die Arbeit ein. In den Interviews mit Jugendlichen und
Menschen aus helfenden Berufen werden unterschiedliche Hypothesen zu Motivationen von
Tilidingebrauch verfolgt. Dies ist keine statistische Untersuchung sondern qualitative
Forschung. Eine verbindliche Aussage über die zahlenmäßige bzw. regionale Verbreitung des
Phänomens war nicht das Ziel der Überlegungen. Vielmehr ist zu klären was die Betroffenen
brauchen. Die Arbeit soll zum Weiterdenken anregen und den hohen Wert einer vernetzten Arbeit
zwischen Medizin Sozialpädagogik und allen anderen Beteiligten im Lebensbereich der
Jugendlichen herausstellen. Vernetztes Denken und Handeln entspricht dem Lebensweltorientierten
Ansatz und hilft Lösungsmöglichkeiten zu erkennen welche möglicherweise vorher nicht sichtbar
waren.