Für die Modellierung des Adressenausfallrisikos im Zeitablauf sind im Rahmen von internen
Ratingsystemen zwei Idealtypen zu unterscheiden: Point-in-Time und Through-the-Cycle. Die
Risikoschätzungen von Point-in-Time-Ratingsystemen schwanken im Zeitablauf stark in
Abhängigkeit von konjunkturellen Einflüssen. Through-the-Cycle-Systeme hingegen streben eine
(relative) Stabilität der Klassifizierung über den gesamten Konjunkturzyklus an. In vielen
Kreditrisikomodellen werden die Ratingdaten weiterverarbeitet. Die Zyklizität dieser Modelle
hängt somit auch von der Art des gewählten Ratinginputs ab. Wie kann eine Bank diese zyklischen
Effekte in ihrer Risikosteuerung berücksichtigen? Ausgehend von der Frage inwiefern
Schwankungen im Zeitablauf ein Problem der Kreditrisikomessung darstellen (Zusammenhang
zwischen Kreditrisiko und Konjunkturentwicklung) werden die beiden Rating-Paradigmen
charakterisiert. Danach wird anhand von Problemfeldern der Kreditrisikosteuerung untersucht
welcher der Ansätze für die bankinterne Ermittlung des Kreditrisikos geeignet erscheint. Diese
Grundfragen umfassen zunächst die Eigenkapitalunterlegung im Hinblick auf volkswirtschaftliche
und regulatorische Aspekte. Darüberhinaus wird ausführlich die (Risiko-)Kapitalallokation zum
Problem der Zyklizität in Bezug gesetzt. Es folgt eine Untersuchung inwieweit zyklische
Effekte im Kreditpricing berücksichtigt werden können. Dazu wird dargelegt wie das
Ausfallrisiko in der Kreditkondition eingepreist werden kann welchen praktischen Restriktionen
sich das Kreditrisikocontrolling dabei gegenübersieht und welche Ansätze einer zyklischen
Bepreisung in der kurzen Frist und im längerfristigen Geschäft denkbar sind. In diese Analyse
werden ein Kreditrisikomodell Bond- und CDS-Spreads Financial Covenants und Rating-Trigger
miteinbezogen. Schließlich werden weitere Denkanstöße z.B. zum Thema Makro-Derivate gegeben.