In den vergangenen 15 Jahren ist auch im deutschsprachigen Raum ein Bewusstsein dafür
entstanden dass das Aufwachsen mit alkoholkranken Menschen sich negativ auf die Entwicklung
von Kindern auswirken kann. In den Anfängen der angloamerikanischen Literatur zu Thema Alkohol
und Familie wurden ausgehend von Berichten und Anklagen so genannter erwachsener Kinder von
Alkoholikern (Adult Children of Alcoholics) relativ einseitig die Risiken und Gefahren dieses
Aufwachsens beleuchtet. Man begann zwar ein Bewusstsein für die schwierige Ausgangslage dieser
Kinder zu entwickeln es mangelte aber noch an Lösungsmöglichkeiten für deren Probleme daher
wurde bezüglich ihrer Situation ein Bild der Ausweglosigkeit gezeichnet. Heute geht man einen
anderen Weg: Das Aufwachsen mit alkoholkranken Bezugspersonen kann ein Risiko bedeuten doch
das Schicksal dieser Kinder ist nicht determiniert. Es hat sich erwiesen dass das
Vorhandensein verschiedenster protektiver und pathogener Faktoren die sowohl im Kind selbst
als auch in seiner Umgebung liegen für das Ge- oder Misslingen von Persönlichkeitsentwicklung
mit verantwortlich ist. Es besteht also kein einfacher und linearer Zusammenhang zwischen dem
Aufwachsen in einer Suchtfamilie und der Ausbildung einer eigenen Sucht oder Verhaltensstörung
obwohl die Risiken dafür um ein Mehrfaches höher sind als bei Kindern aus gesunden Familien.
Diese neue Perspektive nämlich von den gesund erhaltenden Faktoren auszugehen lässt eine
optimistische Sicht auf die Wirksamkeit pädagogischer Maßnahmen zu. Werden Kinder in ihrer
schwierigen Situation unterstützt indem man ihre Stärken und Ressourcen fördert und ihnen die
Chance gibt ihr Gefühl für Selbstwirksamkeit zu stärken so kann Persönlichkeitsentwicklung
trotz widriger Umstände gelingen. Ausdiesem Grund wird in der vorliegenden Arbeit dem
Resilienzkonzept und dem Konzept der Salutogenese viel Platz eingeräumt.