Arminius und Siegfried dienten einst als patriotische Vorbilder und auch heute noch spielen sie
im kulturellen Leben Deutschlands eine gewisse Rolle. Es umgibt sie der Mythos des stereotypen
germanischen Helden der sich in mehreren hundert Jahren entwickelte und stets im Zusammenhang
mit der Geschichte der deutschen Nation Literatur und des deutschen Nationalbewusstseins
stand. Der germanische Held als patriotisches und moralisches Vorbild nahm auf diese Weise teil
am politischen Zeitgeschehen Deutschlands. Vor allem die literarische Rezeption des Arminius-
beziehungsweise Siegfriedstoffes hat für die Bildung Ausformung Verbreitung und
Instrumentalisierung des Germanenmythos gesorgt. Im 19. Jahrhundert erlebte der Stoff einen
literarischen Höhepunkt der sogar zu der Annahme führte dass Arminius und Siegfried ein und
dieselbe Person seien. Doch was genau machte den germanischen Helden aus? Mit welchen
heroischen Merkmalen versahen die Literaten Arminius und Siegfried und trafen diese tatsächlich
auf beide zu? Die Literaturwissenschaftlerin Daniela Sechtig präsentiert eine umfassende
Untersuchung zum Bild des germanischen Helden von den Ursprüngen bis ins 19. Jahrhundert und
anhand der Stücke Die Hermannsschlacht von Christian Dietrich Grabbe (1836) und Die Nibelungen
von Friedrich Hebbel (1855-60) - zwei der eigenwilligsten und bedeutensten deutschen Tragiker
ihrer Zeit. Welches Bild von Hermann Siegfried entwickelten die beiden Autoren im Vergleich
zu ihren Vorgängern und den Quellen? Inwieweit stimmen diese Bilder mit dem Germanenmythos des
19. Jahrhunderts überein und vor allem welche Änderungen wurden von Grabbe und Hebbel
vorgenommen? In diesem Buch werden die Heldenkonzeptionen der beiden Dramatiker dargelegt und
miteinander verglichen. Auch die Inten tionen der Autoren hinsichtlich ihrer
Geschichtsauffassung und der daraus entwickelten Rolle des Helden werden erläutert. Ein
Vergleich des Hermann- und Siegfriedbildes wird zeigen ob Grabbes und Hebbels Protagonisten
dem tradierten Bild des germanischen Helden entsprechen und welchen Beitrag sie mit ihrer
Heldenkonzeption für den Germanenmythos in der Literatur und Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
geleistet haben.