Dieses Fachbuch widmet sich dem mündlichen Erzählen von Kindern im Kindergartenalter zwischen
dem 3. und 6. Lebensjahr. Im Zentrum der Betrachtung steht das Kind - sein Erzählen sein
Fabulieren sein Geschichten erfinden sowie seine Erfahrungsbildung und sein Denken. Aus
verschiedenen humanwissenschaftlichen Blickwinkeln wird die Grundannahme erörtert dass
Narration eine förderliche Wirkung auf Kognition hat. Die Formulierung Narration als Werkzeug
der Kognition als Titel nimmt Bezug auf die thematische Konzentration Narration - übersetzt
gesagt Erzählen - habe einen förderlichen Einfluss auf mentale und sprachliche Kognition. Eine
wichtige Motivation wie auch Funktion des Erzählens liegt in der Erfahrungsanalyse.
Erfahrungsdeutung Sinnsuche und Weltdeutung sind zentrale Themen menschlichen Denkens - auch
für Kinder im Vorschulalter. Diese Arbeit analysiert Narration als kindliche Fähigkeit als
psychische Disposition und interaktive Kommunikationsform. Kindliches Erzählen wird als primäre
Produktion ins Zentrum gestellt d.h. das Kind als Erzähler konstruiert narrativ strukturierte
Sachverhalte die konzeptuell und sprachlich größtenteils unabhängig sind. Primäres Erzählen
gründet auf persönlichen Erzählmotivationen und -inhalten sie können Erlebniserzählungen oder
Phantasieerzählungen oder Mischformen sein. Erzählen im Sinne der Reproduktion einer bereits
narrativ strukturierten Vorlage - beispielsweise als Bilderzählung oder Nacherzählung wird
nicht thematisiert. Narration steht im Fokus als kognitive Leistung und sprachlich-komplexe
Form der Erfahrungs- und Erinnerungsübermittlung -rekapitulation -repräsentation
-verarbeitung und -dokumentation. Dabei wird Erzählen im Kontext zum sozio-kulturellen
Rahmenfaktor Interaktion betrachtet - bedeutsam sowohl für den Erzählerwerb als auch während
der Tätigkeit des Erzählens. Die Blickrichtung dieses Fachbuches ist sowohl linguistisch als
auch psychologisch und pädagogisch ausgerichtet. Diese Themenvielfalt hat zum einen das Ziel
eine forschungsübergreifende Sicht zu zeigen und zum anderen der Vielgestaltigkeit des
Erzählens nahe zu kommen. Aktualität und neue Forschungsblickwinkel stehen im Vordergrund.
Verwendete Primärliteratur stammt aus diesem Millennium. Im Themenfokus steht weniger um das
Produkt also um Erzähltexte und es geht ebenso wenig um formvollendete kohärente Erzählungen
oder Geschichten im Sinne der traditionellen strukturbehafteten Linguistik. Außerhalb der
Betrachtung stehen zudem sprachtherapeutische Ansätze. Auch wenn sich dieses Buch auf die
besondere Sprachform Erzählen bezieht lassen sich auch wichtige Rückschlüsse aus der Wirkung
von Sprache allgemein ziehen.