Moderne Industriegesellschaften ziehen Entfremdungsprozesse nach sich bei denen Menschen
zunehmend in der Nutzung ihrer Sinne Emotionen und ihrer Selbstbestimmtheit eingeschränkt
werden. Ganzheitlichkeit wird eingebüßt. Dies bleibt nicht ohne Folgen.Gerade die neuere
neurophysiologische Forschung hat nachgewiesen wie stark Emotionen an Lern- und
Entscheidungsprozessen beteiligt sind. Dies müsste eigentlich auch Auswirkungen auf
Bildungsprozesse haben. Der in diesem Buch vorgestellte werkpädagogische Ansatz versucht
diesen Erkenntnissen Rechnung zu tragen. Und zwar indem einerseits die Sinne der Körper
Emotionen und Selbstbestimmung stärker berücksichtigt werden um gelingende Lernprozesse zu
fördern und um andererseits als Lernziel zu mehr Ganzheitlichkeit im von Humboldtschen Sinne
einer wohlproportionierlichen Bildung aller Persönlichkeitsanteile beizutragen. Nach Türk
werden wir zukünftig manuelle Arbeit immer weniger benötigen um die sogenannten Bedarfs- und
Verbrauchsgüter herzustellen aber sie wird benötigt dem Menschen seine verloren gegangene
Ganzheit wiederzugeben. Diese Ziele sollen dadurch erreicht werden indem die dem Werken
konstitutiv innewohnenden Aspekte des sinnlich-emotionalen aber auch körperlichen Erfahrungs-
und Erkenntnismöglichkeiten nutzbar gemacht werden. Ferner indem Selbstbestimmung
Selbstwirksamkeit und implizite Lernprozesse größtmögliche Berücksichtigung finden. Die so
angelegten Lernprozesse können neben handwerklichen Fertigkeiten auch zur
Persönlichkeitsentwicklung im Sinne von Identitätsbildung und Bildung von Ich-Stärke beitragen
und verloren gegangene Sinneswahrnehmungsfähigkeit zurückgewinnen. Bei Kindern und Jugendlichen
könnte dieser Ansatz mehr sogenannte Primärerfahrungen ermöglichen was psychosomatischen
Erkrankungen und anderen Fehlentwicklungen vorbeugen kann.Hierzu liefert dieses Buch
methodisch-didaktische Ansätze. Das diesem werkpädagogischen Ansatz die hier genannten
Entwicklungsmöglichkeiten innewohnen darf wohl als sicher gelten. Gleichwohl müsste dieser
Ansatz in der Praxis über längere Zeit und mit verschiedensten Teilnehmergruppen erprobt und
evaluiert werden um die möglichen Bildungswirkungen und die hierfür notwendigen
methodisch-didaktischen Rahmenbedingungen weiter zu erforschen und zu validieren. Daher wünsche
ich mir dass interessierte Leser welche sich mit ähnlichen Themen oder Ansätzen theoretisch
wie praktisch beschäftigen Kontakt mit mir aufnehmen um hierüber in einen Austausch von
Erfahrungen zu kommen. www.schaeferseminare.de