Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten verkündete Walter Ulbricht im Juni 1961 - zwei
Monate vor Beginn des Mauerbaus. Niemand hat die Absicht protektionistische Maßnahmen zu
ergreifen hätte das gemeinsame Lippenbekenntnis der Regierungen der G-20 auf dem
Weltwirtschaftsforum Ende Januar diesen Jahres in Davos lauten können - und wäre damit ebenso
glaubwürdig. Zwei Monate später stellte die Weltbank in der Tat zahlreiche protektionistische
Maßnahmen in 17 der G-20-Staaten fest. Ihr Ziel ist der Schutz der heimischen Branchen vor den
Folgen der Wirtschaftskrise etwa durch Zölle Subventionen oder milliardenschwere
Konjunkturpakete die inländische Unternehmen gegenüber ausländischen bevorzugen. Damit nehmen
die Regierungen jedoch eine Verstärkung der Krise in Kauf. Seit Ende des Zweiten Weltkrieg ist
der konstant zunehmende Welthandel der Motor globalen Wachstums. Die gegenwärtige Welle des
Protektionismus hingegen führt zu einem massiven Handelseinbruch vor dem die internationalen
Finanz- und Handelsorganisationen warnen. Besonders Entwicklungsländer sind von einem Rückgang
der Weltnachfrage negativ betroffen ihre Exporterlöse sanken bereits um durchschnittlich 14 %
in den Industrieländern lediglich um die Hälfte. Die derzeitige Situation illustriert die
immense Sensibilität der Entwicklungsländer gegenüber konjunkturellen Schwankungen der
Weltwirtschaft und des Welthandels. Sie soll daher als Anlass genommen werden die Rolle des
Außenhandels für die wirtschaftliche Entwicklung der 49 ärmsten Entwicklungsländer den Least
Developed Countries genauer zu untersuchen. Mit diesem Vorhaben begibt man sich zwangsläufig
auf ein sowohl wissenschaftlich als auch politisch besonders umstrittenes Gebiet. Denn schon
immer stellte Handelspolitik in der politischen Diskussion ein emotional sehr aufgeladenes
Thema dar was sich auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung niederschlägt. Während
klassische und neoklassische Außenhandelstheorien die Argumentationsgrundlage für
Freihandelsbefürworter darstellen bedienen sich Freihandelsgegner meist empirischer Evidenz
von Verlierergruppen um ihren Standpunkt zu unterstützen. Neuere Modelle und Theorien zeigen
jedoch auch mögliche adverse Effekte von bestimmten Handelsmustern. Die stark in den Welthandel
integrierten Least Developed Countries machen oberflächlich betrachtet den Eindruck weder
gesamtwirtschaftlich besonders stark von Handel zu profitieren noch Verlierergruppen
ausreichend zu schützen. Im Gegenteil: Hunger und Armut herrschen in der breiten Bevölkerung
der meisten LDCs gleichzeitig werden sie im Welthandel marginalisiert und wirtschaftlicher
Wohlstand scheint ihnen verwehrt zu bleiben. In den letzten Jahren jedoch wachsen diese Länder
seit langem wieder. Daher ergibt sich die Fragestellung dieser Arbeit ob Handel zu einem
nachhaltigen Wachstum in den LDCs beitragen kann.