In der Region Bochum Hattingen und Herne hat jüdisches Leben eine lange Tradition. Salopp
formuliert: Juden gibt es hier schon immer. Bereits im Mittelalter werden sie erwähnt in der
frühen Neuzeit lassen sie sich auch urkundlich nachweisen. Sie errichten 1744 45 eine Synagoge
in Bochum die erste in der Region. Ihr folgen weitere in Wattenscheid (1829) in Hattingen
(1872) in Wanne-Eickel (1910) und in Herne (1911). Fünf selbständige jüdische Gemeinden
entstehen deren Mitglieder - vielfach Kaufleute - kreativ an der wirtschaftlichen Entwicklung
ihrer Kommunen zu attraktiven Einkaufszentren mitwirken. Einzelne bekleiden zudem
verantwortliche Ämter in den Stadträten. Viele machen mit in Vereinen und Verbänden und fördern
so auch das gesellschaftliche und kulturelle Leben ihrer Städte. Die tiefe Verwurzelung in
der deutschen Gesellschaft schützt jüdische Menschen aber nicht vor dem Antisemitismus der
Ende des 19. Jahrhunderts neu aufflammt und in den 1920er Jahren erstarkt. Auch die jüdischen
Menschen in Bochum Hattingen und Herne in Wanne-Eickel und Wattenscheid werden ausgegrenzt
wirtschaftlich ruiniert verfolgt und - soweit sie nicht fliehen können - in die
Vernichtungslager "im Osten" verschleppt und ermordet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
scheint eine Neugründung jüdischer Gemeinden in Deutschland undenkbar. Dennoch gründen
Überlebende der Shoah - wider Erwarten - schon 1945 eine "zweite" jüdische Gemeinde in Bochum
und Herne. Die heutige "dritte" jüdische Gemeinde die auch Hattingen umfasst verdankt sich
dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1989. Sie bezieht im Dezember 2007 ihre neue Synagoge
an einem hervorgehobenen Ort in Bochum und entfaltet dort ein reges Gemeindeleben. Die
Ausstellung und das Buch "Menschen - Orte - Schicksale. 400 Jahre jüdisches Leben in Bochum -
Herne - Hattingen" sind ein erster Versuch die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in der
Region zusammenhängend darzustellen.