Die Geschichte des kolonialen Namibias - und damit der Genozid an den Herero und Nama in den
Jahren 1904 bis 1908 - avancierte in den letzten Jahren zum Politikum. Der Anerkennung des
Genozids durch die Bundesregierung im Jahr 2016 gingen jahrzehntelange historiografische
Kontroversen voraus die jedoch bislang kaum Beachtung fanden. Christiane Bürger zeigt wie der
nach dem Zweiten Weltkrieg als weitestgehend verdrängt geltende koloniale Genozid in der DDR
und BRD vor dem Hintergrund kolonialapologetischer Erzählungen der ersten Jahrhunderthälfte
verhandelt wurde - und beleuchtet damit die Historiografie- und Wissensgeschichte der aktuellen
Debatten.