Die Lektüre des mittelalterlichen 'Nibelungenlieds' wurde seit seiner Wiederentdeckung im 18.
Jahrhundert mit Vorstellungen von 'deutscher Kultur' und vom 'deutschen Volk' überblendet.
Einen Höhepunkt dieser nationalistisch ausgerichteten Lektüre bildet die Zeit des
Nationalsozialismus in der Rückgriffe auf die Nibelungen als Identifikationsmuster
Hochkonjunktur hatten. Im Anschluss an Jacob Grimms Begriffsprägung des 'Nibelungischen' gehen
die Beiträge des Bandes der umfassenden 'Nibelungisierung' der Gesellschaft in populären und
wissenschaftlichen Diskursen zur Zeit des Nationalsozialismus nach. Dabei wird das
'Nibelungische' als Zeichenvorrat begriffen der in politisch instabilen Zeiten zur Aktivierung
bereitsteht. Neuere Wiedererzählungen zeigen wie mit dem Nibelungenstoff bis heute umgegangen
wird und in welcher Weise 'Nibelungisches' nach wie vor wirksam ist.