Welchen gesellschaftlichen Anspruch hat die Wissenschaft? Martin Winterhalder zeigt dass in
der Auseinandersetzung zwischen »ganzheitlichen« und »mechanistischen« Sichtweisen in den
Lebenswissenschaften im frühen 20. Jahrhundert nicht nur theoretische Grundannahmen
gegeneinanderstanden. Er erklärt anhand der neuropsychologischen Forschungen von Kurt Goldstein
aus dem ersten und Cécile und Oskar Vogt aus dem zweiten Lager wie die Wahl spezifischer
Forschungsobjekte und Methoden zu gegensätzlichen Schlussfolgerungen - etwa zur »Natur des
Menschen« - führte. Die daran geknüpfte Frage nach der sozialen Autorität der Wissenschaft
führt dabei an die Grenzen sowohl relativistischer als auch rationalistischer
Wissenschaftstheorie.