»Humanismus« gehört zu den wirkmächtigsten Begriffen politischer religiöser und
philosophischer Debatten in Geschichte und Gegenwart. Dabei wird der Begriff gleichermaßen
historiographisch und normativ verwendet und dient sowohl der Positionierung in
weltanschaulichen Konflikten als auch der Zementierung eines Deutungsanspruchs in
globalhistorischen Diskursen. Friedemann Stengel thematisiert »Humanismus« in seiner Polyvalenz
und eindeutigen Widersprüchlichkeit. Dazu konfrontiert er heutige Definitionen mit den
historischen Kontexten vom 15. bis ins späte 19. Jahrhundert und zeigt die historiographische
Unmöglichkeit des Begriffs auf. Darüber hinaus entwickelt er in Anknüpfung an
diskurstheoretische Einsichten Anregungen für einen neuen Umgang mit »Humanismus« insgesamt.