Die Scham spielt bei einer Reihe von psychopathologischen Krankheitsbildern eine entscheidende
Rolle. Obwohl die theoretische Relevanz dieses Gefühls in den letzten Jahren in der
Psychoanalyse hervorgehoben wurde werden die behandlungstechnischen Implikationen dieser
revidierten Sichtweise der Scham weiterhin vernachlässigt. Scham stellt meist ein Problem dar
dessen Existenz in der Psychotherapie stillschweigend hingenommen jedoch von vielen
Therapeuten unterschätzt wird. Das Drama von Verbergen und Sich-Zeigen ist primär ein sozialer
Vorgang. Scham ist weder im Selbst des Menschen verwurzelt noch geht sie allein aus inneren
Konflikten hervor. Vielmehr lässt sie sich als Affekt charakterisieren in dem sich die
intersubjektive Erfahrung des vom Anderen versagten Bedürfnisses nach Anerkennung
niederschlägt. Wie sehr Scham die therapeutische und analytische Situation durchziehen kann
welche Inhalte und Formen der Scham auftauchen und welche therapeutischen Interventionen
hilfreich sind um Schamkonflikte zu bearbeiten wird anschaulich dargestellt.