In unserer Gesellschaft hat die Gnadenlosigkeit zugenommen: Klimawandel und Artensterben
spiegeln unseren gnadenlosen Umgang mit der Natur wider im Umgang untereinander und uns selbst
gegenüber herrschen Perfektionszwang und mangelnde Fehlertoleranz. Die Digitalisierung bringt
neben unbestreitbaren Vorteilen auch bedenkliche Folgen für die Psyche mit sich die bis in die
analoge Debattenkultur hineinwirken: Entdifferenzierung und Polarisierung prägen öffentliche
Auseinandersetzungen. Dabei ist der Bezug zum Begriff der Gnade weitgehend verloren gegangen.
Doch auch in der Gnade selbst liegen Schattenseiten denn sie kann leicht als Machtinstrument
missbraucht werden. Die Autor*innen untersuchen Gnade und Gnadenlosigkeit in Wissenschaft
Kultur und Gesellschaft und beleuchten die Begriffe aus unterschiedlichen fachlichen
Perspektiven. Sie untersuchen filmische und literarische Beispiele beschäftigen sich mit
Gnadenmomenten in der Psychoanalyse und legen die Begriffsgeschichte aus theologischer sowie
juristischer Sicht dar. Mit Beiträgen von Jonas Bossert Kerstin Duken Irene Faßbender
Konrad Heiland Johannes Hepp Ole Jörges Jochen Kehr Hannes König Ulrich Noller Theo
Piegler Matthias Ruf und Hans-Christoph Zimmermann