Seit der Aufklärung werden Erfahrungen des Leidens nicht mehr als gottgewollt und unabänderlich
betrachtet. Das mit Ungleichheit Armut oder Gewalt verbundene Leid gilt von nun an als
überwindbar. Die Befreiung aus dem Elend wird zu einem emanzipatorischen politischen Projekt.
Gleichzeitig hat die Politisierung des Leidens die konstitutiv für die Moderne ist aber auch
eine Schattenseite: Weil die Position des Opfers mediale Aufmerksamkeit und verbürgte
Authentizität verspricht wird sie politisch instrumentalisierbar. Affektiv aufgeladene
Opfernarrative die sich mitunter an Feindbildern abarbeiten dienen nicht nur sozialen
sondern auch autoritären Bewegungen als Begründung für ihr politisches Handeln. Daniel
Burghardt ordnet aktuelle Debatten um soziale Ungleichheit und einen neuen Autoritarismus
historisch wie theoretisch ein und schärft den kritischen Blick auf Leidenserfahrungen des
(spät-)modernen Menschen.