Die Geschichte der Wohnungsnot wird lesbar anhand von stereotypen Bildern die in
unterschiedlichen historischen Epochen über Menschen in Not vorherrschten - als »Vagabunden«
oder »Taugenichtse« »Nichtsesshafte« oder »asozial« Stigmatisierte. Die Auseinandersetzung mit
diesen Bildern lenkt den Blick auf die historische Kontinuität sozialer Entkoppelung und
politischer Ausgrenzung sowie auf die bis heute ungebrochene Wirkungsmacht symbolischer
Spaltungen. Saskia Gränitz unternimmt nicht nur eine ideologiekritische Entzauberung dieser
Bilder sondern befragt sie auch als real wirkmächtige Phantasmen hinsichtlich ihrer Funktion
Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnisse in jeder Epoche aufs Neue durchzusetzen. Dabei erweist
sich die 500-jährige Geschichte der Herausbildung und Transformation kapitalistischen Wohnens
als ein Drama mit wiederkehrenden Krisen immer neuen Erscheinungsformen der Not und
überwiegend gewaltsamen Versuchen ihrer politischen Regulierung.