Anna Wolanska-Köller untersucht in ihrer vorliegenden Studie Kochrezepte des 19. und frühen 20.
Jahrhunderts - Texte die eine große Bandbreite von Realisierungsvarianten aber zugleich eine
relativ einfache Handlungsstruktur besitzen und sich deswegen für die Behandlung theoretischer
methodischer und empirischer Fragen sehr gut eignen. Die Autorin stellt so dar wie man im
Rahmen einer integrativen funktional-dynamischen Texttheorie sowohl Texttypen als auch ihren
Wandel im zeitlichen Längsschnitt beschreiben kann. Theoretisch-methodische Grundlage bildet
eine integrative pragmatisch fundierte und dynamisch angelegte Texttheorie. Zu den
Grundannahmen gehören: 1. Texte sind Werkzeuge des sprachlichen Handelns. 2. Zentrale Parameter
der Textorganisation wie beispielsweise Handlungsstruktur thematische Struktur oder
Äußerungsform sind mitbestimmt von funktionalen Erfordernissen. 3. Texttypen lassen sich
charakterisieren indem man beschreibt wie Parameter der Textorganisation jeweils belegt sind.
4. Texttypen sind historisch veränderbar. Anschaulich präsentiert werden gedruckte und
handschriftliche Kochrezepte in ihren typischen Ausprägungen im Zeitraum von 1840 bis 1930 auf
der Ebene der Textorganisation der Lexik und der Syntax. An vielen Stellen geht
Wolanska-Köller auch auf Fragen der Sozialgeschichte der Textnutzung und der Sprachtheorie ein.
Durch den exemplarischen Charakter ihrer Analyse ist eine Anwendung auch auf andere Texttypen
möglich.