Die Scharfrichter in Preußen und im Deutschen Reich sind ein bislang von der
Geschichtswissenschaft weitgehend ausgesparter Bereich. Nachkommen lassen sich allerorten
recherchieren lediglich die ganz prominenten Gestalten die zum Tode verurteilte Menschen
hinrichteten scheinen was die familiären Verhältnisse anbetrifft nicht greifbar zu sein. Die
weithin verbreitete Ansicht Scharfrichter und ihre Familien hätten eine Außenseiterrolle
gespielt stellt sich bei näherer Betrachtung als nicht zutreffend heraus. Es erscheint
vielmehr ein völlig neues Bild dieser Gruppe vermeintlicher gesellschaftlicher Außenseiter die
- wenigstens seit Beginn des 19. Jahrhunderts - sehr wohl Zugang zum bürgerlichen Leben hatte.
Und während der Scharfrichter bis 1933 vorwiegend Mörder hinzurichten hatte waren es ab dem
Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtergreifung in immer weiter zunehmendem Umfang
Menschen die dem Regime bedrohlich schienen Menschen die in Zeiten von
nationalsozialistischer Diktatur und staatlich vorgegebener Fremdenfeindlichkeit dennoch ihre
Meinung sagten. Hier tauchen am Ende unvorstellbar hohe Zahlen von hingerichteten Personen auf
insbesondere in der Strafanstalt Berlin-Plötzensee. Vor den schieren Zahlen droht der Umstand
zu verschwimmen dass jeder einzelne hingerichtete Mensch Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft wurde und seine staatlich angeordnete Ermordung mit einem tragischen
persönlichen Schicksal verknüpft ist. Spätestens seit 1937 traten in Deutschland die meisten
Scharfrichter als anonyme Personen auf über deren Tätigkeit in der Öffentlichkeit nahezu
nichts bekannt war. Nach außen hin waren sie Justizangestellte ihre Gehilfen Justizhelfer.
Selbst Decknamen wurden vergeben. Dieser Deckmantel der Anonymität hat zur Folge dass nur
wenig über ihr Leben und ihr grausames Wirken im Staatsdienst bekannt beziehungsweise
überliefert ist. Lediglich der justizbehördliche Schriftverkehr liegt noch in den
Landesarchiven und im Bundesarchiv Berlin vor. Selbst von den vollzogenen Hinrichtungen zeugen
nur relativ selten Notizen in den Tageszeitungen. Die Scharfrichter wurden von den
Nationalsozialisten stets genau instruiert über ihre Arbeit strengstes Stillschweigen zu
bewahren. Der Journalist Matthias Blazek Jahrgang 1966 legt mit seinem jüngsten Werk erneut
ein Buch zu einem bislang wenig im Augenschein der Öffentlichkeit stehenden Thema vor das
nichtsdestotrotz große Beachtung verdient hat. Die von ihm in mühevollen Detailrecherchen
ausgegrabenen Fakten ergeben ein aufschlussreiches und mitunter schockierendes Bild der
Scharfrichter in Preußen und im Deutschen Reich von 1866 bis 1945.