Was lässt Akte der Bestrafung rechtmäßig erscheinen? Warum werden sie von den Menschen
akzeptiert? Das moderne Strafrecht ist elementarer Bestandteil des heutigen Rechtsstaates. Ein
Grund mehr die Wurzeln dieser Institution zu untersuchen. Die Zeit der ottonischen und
salischen Herrschaft vom zehnten bis zwölften Jahrhundert war in vielfacher Hinsicht prägend
für die Entwicklung Mitteleuropas. Nicht nur die heutigen Nationalstaaten begannen sich
territorial zu formieren es entstanden auch politische religiöse und rechtliche Strukturen
mit nachhaltigen Wirkungen. Die ottonisch-salischen Reichsbischöfe - zugleich weltliche Fürsten
und geistliche Hirten - nehmen dabei als tragende Säulen der königlichen Macht eine besondere
Stellung ein. Ihre Lebensbeschreibungen erlauben faszinierende Einblicke in diese von einer
Symbiose der religiösen und der weltlichen Sphäre geprägte Welt und ihre Vorstellungen von
'Strafe' und 'Buße'. Indem sie dem Zwiespalt zwischen geistlichem Ideal und weltlicher Praxis
gerecht werden mussten zeigen sie wie Sanktionen als Herrschaftsmittel in der Hand des
Bischofs gedeutet und gerechtfertigt werden konnten und werfen ein Schlaglicht auf die
dahinterstehende Mentalität. Neben den strafenden Bischof tritt ein strafender Gott.
'Strafrecht' und Religion gehen eine folgenreiche Verbindung ein. Es öffnet sich ein neuer
alter Blick auf ein bis heute hoch aktuelles Themenfeld: Das Verhältnis von Religion Recht und
Gesellschaft.