Neben zahlreichen Integrationsanforderungen denen alle Migranten unterliegen sind jüdische
Migranten in der Bundesrepublik Deutschland zusätzlich mit unterschiedlichen Definitionen
jüdischer Identität konfrontiert. Jüdisch-Sein war in der ehemaligen UdSSR ein Stigma wodurch
eine positive Bezugnahme darauf erschwert war. Andere identitätsstiftende Aspekte wie der
Erwerb beruflicher Positionen erhielten eine starke Aufwertung während in der Bundesrepublik
Deutschland das Verständnis von Jüdisch-Sein als Religion vorherrscht. Olga Goldenberg zeigt in
ihrer vorliegenden Studie anhand einer qualitativen Untersuchung biographischer Interviews mit
jugendlichen Migranten in Deutschland auf welche heterogenen Identitätsentwürfe zwischen
nationalen ethnischen und religiösen Orientierungen vorliegen und inwiefern diese durch
Ausgrenzungserfahrungen seitens der deutschen Aufnahmegesellschaft beeinflusst werden.
Goldenbergs Studie fördert zahlreiche aufschlussreiche Erkenntnisse zu Tage u.a. den Umstand
dass in der Gruppe der jüdischen Migranten eine besondere Bildungsorientierung gegeben ist
welche die Integrationschancen befördert und zu außerordentlich differenzierten und zudem
selbstgewählten Identitätsformen beiträgt ferner dass trotz einer überwiegend säkularen
Orientierung die jüdischen Gemeinden weiterhin einen wichtigen Anlaufpunkt darstellen. Ein
überraschendes Ergebnis ist dass sich die individuellen Zielstellungen der Migranten
entscheidender auf die Integrationschancen auswirken als ihre in der Aufnahmegesellschaft
erlebten Diskriminierungserfahrungen.