Der österreichische Komponist Gerhard Schedl war vielleicht der bedeutendste Musik-Dramatiker
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vielen ist er als Komponist der Kinderoper Der
Schweinehirt ein Begriff. Doch wie lässt sich sein Stil beschrieben? Was sind seine Wurzeln?
Soll man das Werk eines knapp 20-jährigen Komponisten zur Analyse heranziehen mit dem er
berühmt wurde nämlich Der Großinquisitor ? Sein kompositorisches Konzept war ein permanent
dramatisches . Schedl selbst hat zur semantischen Deutung seines Werkes immer nur in
Andeutungen gesprochen. Durch seinen Suizid im Jahr 2000 bestand die Gefahr seine
melancholisch-dramatische Musik nur im Hinblick auf die Tat zu sehen. Auch hat Schedl selbst
zur Legendenbildung einiges beigetragen. So wurden die oben genannten Werke immer noch als die
wichtigsten betrachtet doch bildeten diese nur sein Frühwerk. Sein letzter Kompositionsschüler
Daniel Hensel nahm das Unterfangen auf sich ein die Schedlsche Musik so neutral wie es einem
ehemaligen Schüler möglich ist zu untersuchen um ihre besonderen Schönheiten und die
kompositorische Meisterschaft Schedls aufzuzeigen und ihn im Kontext der zeitgenössischen
Musikentwicklung und der Geschichte der Neuen Musik seit 1910 einordnen zu können. Dabei geht
es nicht nur um Schedl sondern auch um die Frage inwiefern seine neue Ästhetik eine Abkehr
vom Serialismus ist oder nur dessen notwendige Folge. So untersucht Hensel auch die Wurzeln der
seriellen Musik bis hin zur Dodekaphonie und thematisiert auch ein zentrales Erlebnis Schedls:
Die Rezeption der Zwölftontechnik durch Strawinsky. Hensel berichtet aus eigener Kenntnis
welche Komponisten für Schedls Schaffen wichtig waren und vermittelt einen packenden Einblick
in die Schaffenswerkstatt seines ehemaligen Lehrers. Ferner wertet Hensel auch Texte Schedls
sowie Manfred Trojahns aus. Ein spätes Interview Schedls das sein Schüler Roman Pawollek
durchführte wird hier zum ersten Mal veröffentlicht. Weiterhin weist Hensel auf Grundlage
eines Referats Schedls nach dass Schedls Zweite Sinfonie als das erste vollgültige Werk in
Schedls Reifestil zu betrachten ist. In seinen Analysen der Instrumentalkonzerte bestätigt
Hensel zudem dass Schedl zu Recht als musikalischer Erbe Alban Bergs zu betrachten ist. Als
erster dechiffriert Hensel Schedls Drittes Streichquartett Der Prozeß nach Franz Kafka. Daniel
Hensel leistet eine vorurteilsfreie kenntnis- und detailreiche Einordnung von Schedls Werk in
die Musikgeschichte.