In dynamischen High-Tech-Branchen wie der pharmazeutischen Industrie reichen gelegentliche
Innovationen nicht aus um am Markt zu bestehen. Unternehmen müssen hier kontinuierlich
innovieren was eine ausgeprägte Innovationsfähigkeit und die geeignete Gestaltung der
Forschung und Entwicklung (FuE) als den für Innovationen hauptsächlich verantwortlichen
Organisationsbereich erfordert. Allerdings ist Innovationsfähigkeit ein diffuses Phänomen
dessen Grundzüge und organisatorische Voraussetzungen in der Wissenschaft oft nur unzureichend
oder sogar tautologisch behandelt werden. Diese Probleme löst Heidi Günther indem sie die
moderne Innovations- und Organisationsforschung miteinander verknüpft und dabei
Orientierungsaufgaben der Firma in Form des organisationalen Lernens und Wissensmanagements
berücksichtigt. Als theoretisch-konzeptionelle Basis entwickelt sie mit Innovationsfähigkeit im
engeren ergebnisbezogenen und Innovationsfähigkeit im weiteren wissens- und lernbezogenen
Sinne zwei Sichtweisen auf das Untersuchungsphänomen. Zudem systematisiert und diskutiert sie
relevante Charakteristika der FuE-Organisation wie Steuerungsmechanismen und das Ausmaß
interner und externer Kollaboration sowie deren Einfluss auf die Innovationsfähigkeit eines
Unternehmens. Im empirischen Teil ihres Buches zieht Heidi Günther umfassendes Datenmaterial
heran um anhand von Fallstudien zu sechs großen pharmazeutischen Unternehmen die theoretische
Basis zu präzisieren: So gelingt es spezifische Wirkungsbeziehungen zwischen den beiden
Sichtweisen von Innovationsfähigkeit und einzelnen Charakteristika der FuE-Organisation zu
identifizieren. Unter anderem zeigen die Fallstudien dass zum kontinuierlichen Innovieren
besonders die Lernstrategien Exploration und Exploitation beherrscht werden müssen sich
aufgrund paradoxer organisatorischer Anforderungen aber nur schwer miteinander vereinbaren
lassen. Heidi Günthers Buch leistet einen wertvollen Beitrag zum Verständnis von
Innovationsfähigkeit und den notwendigen organisatorischen Rahmenbedingungen. Sie liefert nicht
nur neue Ansatzpunkte für Managementtheoretiker sondern bietet Praktikern aus
technologieintensiven Branchen konkrete Gestaltungsempfehlungen zum Steigern der
unternehmenseigenen Innovationsleistung.