Die entwicklungspolitische Praxis ist ein Berufsfeld voll von Spannungsfeldern und Dilemmata.
Wie etwa schaffen wir den Spagat zwischen dem Grundsatz der Partnerorientierung und der
Zielsetzung der nachhaltigen Armutsminderung einerseits wenn wir es andererseits mit Partnern
zu tun haben denen es primär um ihre elitären Eigeninteressen geht? Wie können wir die
Zivilgesellschaft über staatliche Zusammenarbeit mit Ländern stärken in denen eine solche
ausdrücklich unerwünscht ist? In Hochglanzbroschüren aber auch in offiziellen
Arbeitsbesprechungen von Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit werden solche
Spannungsfelder weitgehend tabuisiert. Für die Thematisierung von Dilemmata ist dort wenig
Platz. Angesagt sind vielmehr positives Denken und Orientierung an den Schlagworten des
jeweiligen entwicklungspolitischen Mainstream. Ein lösungsorientierter und ehrlicher Umgang mit
Dilemmata wird dadurch tendenziell verhindert. Dem Netzwerk entwicklungspolitischer Fachleute
war es deshalb ein Anliegen zu mehr Ehrlichkeit und einem offenen erfahrungsbezogenen Diskurs
über die Spannungsfelder und Fallstricke ihrer Berufspraxis anzuregen. Diesem Ziel nähern sich
die AutorInnen dieses Buches nicht in Form von objektivierenden Sachanalysen sondern mit
Geschichten über ihren persönlichen Umgang mit solchen Dilemmata. Indem sie gewissermaßen aus
dem Nähkästchen plaudern gewähren sie den LeserInnen ungeschönte ungewohnte und überaus
aufschlussreiche Einblicke in das von Stolpersteinen gepflasterte Berufsfeld der
Entwicklungszusammenarbeit. Sie leisten so nicht zuletzt auch einen wichtigen Beitrag zu der
inhaltlichen Debatte über die angesprochenen Dilemmata. Vor allem aber soll der Band zu mehr
Offenheit in dem Diskurs über Probleme der entwicklungspolitischen Praxis beitragen.