Das Rhythmusproblem des hochmittelalterlichen Liedes gilt als unlösbar seit die Diskussion vor
mehr als vierzig Jahren zu einem kontroversen Stillstand gekommen ist. Sang man alle Lieder der
Troubadours und Trouvères im 3 4-Takt oder war den Melodien ein akzentloses gregorianisches
Schweben eigen? Die moderne Aufführungspraxis die uns ein Klangbild vermitteln möchte und sich
sonst gern als 'historisch informiert' bezeichnet fischt in diesem Fall im Trüben. Eine bisher
missverstandene Notenschrift die kurzlebige semi-mensurale Notation schafft jetzt eine neue
Ausgangslage. Sie bildet rhythmische Strukturen ab und entzieht neugregorianischen
Spekulationen den Boden. Stattdessen werden Versfuß-Architekturen erkennbar die sich je nach
Liedtyp mehr oder weniger variantenreich manifestieren. Im Fokus von Robert Lugs Studie steht
die Metrik des romanischen Singverses ein gemeinsames Forschungsfeld von Romanistik und
Musikwissenschaft.