Wer seine Heimat hinter sich lässt um in der Ferne eine Zukunft zu suchen verändert nicht nur
sein Leben. Seine Reise trägt Geschichten Eindrücke und Erinnerungen weiter verbindet
Kulturen Religionen und Weltbilder und prägt so die stetige Neuformung der Weltgesellschaft.
Der internationale Migrant ist ein Agent des Wandels. Er ist ein Produkt und zugleich
Protagonist der Geschichte.Doch Fremdes ist innerhalb der eigenen Grenzen nicht immer
willkommen wird in mehrfacher Hinsicht als Störfaktor empfunden nährt Misstrauen und Angst.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es kein Industrieland mehr das seine Grenzen komplett der
Zuwanderung öffnet. Ein vollständiges Einwanderungsverbot ist in den Industriestaaten aber
ebenso wenig der Fall und kann auch aus arbeitsmarktpolitischen Gründen keine realistische
Option sein. Oftmals entscheiden Qualifikationen und das persönliche Schicksal wer die
nationalstaatliche Grenze überschreiten darf. Die Rolle Europas im globalen Migrationsgeschehen
wächst dabei stetig an. In den Anfängen der europäischen Gemeinschaft waren Frauen und Männer
aus Drittländern noch willkommene Arbeitskräfte aber in nur wenigen Jahrzehnten hat sich die
Zuwanderung zu einem facettenreichen und zugleich hochsensiblen Thema entwickelt. Die
Europäische Union ist heute ein gut funktionierendes System das einen gewissen Wohlstand und
persönliche Zukunft verspricht und damit Millionen Menschen aus allen Teilen der Welt anzieht.
Doch die Europäische Gemeinschaft steht den Zuwanderern zwiespältig gegenüber. Weder
zwischenstaatlich noch innerstaatlich besteht Einigkeit über die Aufnahme Fremder. Auf der
einen Seite sorgt man sich um die demographische Entwicklung auf der anderen Seite um die
steigende Arbeitslosigkeit. Vor allem um den Zielsetzungen der Lissabon-Strategie entsprechen
zu können sieht sich die EU auf qualifizierte Drittstaatler angewiesen. Neben der
Herausforderung einer Koordination von 27 divergierenden Politiken im Sinne gemeinsamer
Leistungssteigerung verlangt die internationale Gemeinschaft heute Rücksicht auf die
Herkunftsländer der Zuwanderer. Ein übermäßiger Anteil der Migranten in Europa kommt aus den
als `Entwicklungsländer definierten Staaten. Hier treffen sich Migrationspolitik und
entwicklungspolitische Zielsetzungen. Während die internationale Entwicklungszusammenarbeit mit
einer Legitimationskrise zu kämpfen hat verfestigt sich weltweit ein neuer Konsens:
Entwicklungshilfe allein kann die Armut nicht bekämpfen. Politikkohärenz im Sinne der
Entwicklung ist essenziell um die Milleniumsziele zu erreichen. Doch inwiefern entsprechen die
in den letzten Monaten von der Europäischen Gemeinschaft bestätigten migrationspolitischen
Maßnahmen Instrumente und aktuellen Verträge den eigenen entwicklungspolitischen Ideen und dem
international bestätigten Kohärenzanspruch? Kann man überhaupt von einer einheitlichen
Migrationspolitik sprechen oder muss der Akteur EU immer noch als Kumulation 27 divergierender
Interessen gewertet werden? Aufgrund räumlicher und zeitlicher Begrenzungen muss sich das
vorliegende Buch von einigen Aspekten der internationalen Migration abgrenzen. Obgleich die EU
alle Zuwanderungstypen aufweist wird im Folgenden ausschließlich auf den Typus der
Wirtschaftsmigration eingegangen. Flüchtlingsschutz Asylbegehren Visapolitik etc. wird in
der Ausführung keine Rolle spielen. Ebenso wenig soll auf die Maßnahmen zur Grenzüberwachung
näher eingegangen werden da sie m. E. nur mittelbar mit den entwicklungspolitischen Zielen in
Verbindung stehen. Zudem befasst sich das Buch ausschließlich mit Migrationsbewegungen aus
Ländern des Globalen Südens in die Europäische Union. Dabei wird der politischen
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dimension Beachtung geschenkt werden. Das vorliegende
Werk ist 2009 im Rahmen einer Magisterarbeit entstanden.