Er ist ein weithin Vergessener. Aber er zählt zu den Großen einer klassischen aufklärerischen
Reiseliteratur vor der Französischen Revolution. Er inspizierte das Deutschland seiner Zeit. Er
ist ein Ahn des Reisejournalismus in Briefform und auf höchstem literarischen Niveau. Sein
Hauptwerk in zwei Bänden in Zürich 1783 verlegt erschien anonym erreichte aber rasch mehrere
Auflagen und fand übersetzt in England oder Frankreich in Holland oder Schweden weite
Verbreitung. Johann Kaspar Riesbeck wurde zum vielzitierten reisenden Franzosen. Nie wieder
erschien seitdem dieses große Zeitgemälde in einer vollständigen Ausgabe: angereichert mit
vielen zeitgenössische Stichen Karten und Städteabbildungen entfaltet sich ein breites buntes
Sittenpanorama. Von Johann Wolfgang von Goethe empfohlen gehörte er zu den Redakteuren in der
Gründungszeit der Zürcher Zeitung. Johann Kaspar Riesbeck ging nicht auf traditionelle
Künstler- oder Bildungstour. Er reiste zu Fuß und sah mehr als andere. In der geächteten
Fortbewegungsart des Handwerkers und der Armen konnte er über die gesellschaftlichen
Verhältnisse und die Lage der Menschen vieles erfahren. Mehrfach in den Jahren zwischen 1770
und 1780 durchquerte er Deutschland. Und zwischen Berlin Dresden Leipzig und Weimar Prag
Wien und Salzburg München Bayern und den deutschen Südwesten von Stuttgart über Frankfurt
Mainz Köln durch die Mitte Deutschlands bis nach Hamburg und Dänemark sind es über hundert
Stationen auf denen er wie ein moderner Restauranttester seine Sterne vergab. Johann Kaspar
Riesbecks anschauungesättigte und unterhaltsame Reiseberichte sind wie mit dem Blick eines
Sozialhistorikers verfasst. In seinen exakten Landschafts- und Stadt- und
Menschenbeschreibungen wird deutsche Geschichte wunderbar lebendig bis ins Detail und
angereichert mit statistischen Angaben gehen seine Porträts. Johann Kaspar Riesbeck ist ein
früher Ethnologe seinem neugierigen Blick blieb wenig verborgen. Buchkünstlerin: Magdalene
Krumbeck