Die Konungs skuggsjá (Der Königsspiegel) ist ein in Norwegen kanonisches Buch dessen
Handschrift um 1250 entstand. Mit faszinierender Weltaufgeschlossenheit vermittelt es die
frühesten europäischen Kenntnisse über den nördlichen Atlantik über Skandinavien Irland
Island und Grönland spricht von den Tücken der Seefahrt berichtet vom Einfluss der Gestirne
und Winde auf die Meeresströmungen ebenso wie von Seeungeheuern und Walen Robben und vom
Nordlicht. Der Leser erfährt - dreihundert Jahre vor Kolumbus' Entdeckungsreise - von den
verlockenden Küsten jenseits des Ozeans und erhält Einblick in das Leben aller Stände und in
die Berufe der Kaufleute und Seefahrer im Auftrag des norwegischen Königs. Dieses
Erziehungsbuch der nordisch-höfischen Gefolgschaft das auch vom Leben der königlichen
Gesellschaft spricht und das Ideal des gerechten Herrschers entwirft ist eine Welterkundung in
poetischer Sprache. Der anonyme norwegische Verfasser schöpft in farbenreichen Bildern aus dem
Fundus morgen- und abendländischer Geschichten. Aus Parabeln der Evangelien und Episoden des
Alten Testaments wird eine Erzählung von der Welt und vom Menschen gesponnen die sich dem
Leser als Gespräch zwischen fragendem Sohn und lehrendem Vater darbietet. Von der Anlehnung an
die Form des platonischen Dialogs bis zu den Auftritten des lachenden Sommers des finsteren
Winters und der bald in Freundschaft bald in Zwietracht miteinander verbundenen acht Winde
reicht das stilistische Repertoire. Im Königsspiegel begegnet uns eine Phantasie der das
gesamte Zeitalter »nichts auch nur ähnliches an die Seite stellen kann« (Rudolf Meißner in
seinem Nachwort).