Die Pfingstrosenlaterne ist ein noch heute in Japan bekanntes Werk: Die berühmte
Gespenstergeschichte aus dem 17. Jahrhundert erzählt wie zwei Schönheiten aus dem Jenseits
einem jungen Mann die Lebensgeister aussaugen. Die Geschichte von Sanyutei Encho beginnt wie
die Populärfassung einer griechischen Tragödie: Der junge Samurai Heitaro gerät auf dem Markt
mit einem stadtbekannten Trunkenbold in Streit - und tötet ihn. Aber der Getötete war selbst
Samurai dessen Nachkommen durch ihren Ehrenkodex zur Blutrache verpichtet sind. Das Erzählen
schlägt noch mancherlei Haken. Gespenster treten auf und werden zur Heimsuchung Liebe und
Anzüglichkeiten haben ihren Ort Schürzenjäger suchen ihr Glück und finden es. Wir lesen eine
Erzählung die übervoll ist an Wendungen und neuen Verwicklungen. Es ist Unterhaltungsliteratur
von Weltrang der wir lesend statt lauschend folgen können: Der hohe Ton in dem japanische
Vorstellungen von Ehre und Schicksalhaftigkeit zur Sprache kommen wird gebrochen durch
komödiantische Szenen. Schelmisch gerissene Charaktere begegnen dem Ethos der Edelleute mit
Bauernschläue. Kein Tod ist bei Encho so tragisch als dass er nicht neben und eng verbunden
mit dem Lächerlichen stehen könnte. Zwischen Wirklichkeit und Phantasie sowie Menschen- und
Geisterwelt springt die Pfingstrosenlaterne mit Leichtigkeit hin und her zwischen Realität und
Traum zu unterscheiden fällt in diesem Bilderbogen nicht leicht. Encho lässt kaum ein Motiv
der volkstümlichen Literatur Japans aus und immer wieder wendet er sich kommentierend an seine
Zuhörer und an uns Leser.