Die anwendungsorientierte Arbeit verfolgt das Ziel mehrdimensionale Merkmalskonfigurationen in
glaubhaften Zeugenaussagen empirisch zu ermitteln. Vor dem Hintergrund dass es weder
spezifische Verhaltensindikatoren für sexuellen Missbrauch gibt noch ein bestimmtes
Mitteilungsverhalten Rückschlüsse auf einen etwaigen Erlebnisbezug erlaubt wird ein
Prozessmodell verfolgt wonach Mitteilungslatenzen im Wechselspiel mit inter- und
intrapsychischen Dynamiken gesehen und bewertet werden müssen und erst in dieser Interdependenz
einen Hinweiswert auf den Erlebnisbezug einer Aussage entwickeln können. Im Rahmen einer
explorativen empirischen Analyse von Strafverfahrensakten wurden mittels multivariater Methoden
bemerkenswerte Unterschiede zwischen glaubhaften und zweifelhaften Aussagen festgestellt die
einen Indikatorwert eines spezifischen Musters von Taterlebens- und Verhaltensaspekten für den
Erlebnisbezug von Aussagen über sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen nahelegen.