Insbesondere bei Studien zu Gewalt im Geschlechterverhältnis wird mit dem Sozialcharakter von
Männern und Frauen argumentiert um Gewaltausübung und -erleben zu erklären. Dafür herangezogen
wird i.d.R. das biologische nicht jedoch das tatsächliche soziale Geschlecht. Es finden sich
in der nationalen kriminalsoziologischen Forschung zu Beziehungsgewalt bis dato keine Studien
die für Frauen und Männer untersuchen ob soziale Geschlechtszuschreibungen so tief verankert
sein können dass sie sich als geschlechtsstereotype Charaktereigenschaften in konflikthaften
Situationen manifestieren und Handlungsweisen bestimmen. Das ist Ziel der vorliegenden Arbeit.
Basierend auf rollen- und sozialisationstheoretischen Überlegungen wird anhand einer Stichprobe
von 14- bis 25-Jährigen quantitativ untersucht inwieweit Geschlechterstereotype gerade bei
jungen Menschen internalisiert und damit handlungsbestimmend bei Beziehungsgewalt sind und zwar
sowohl aus Opfer- als auch aus Täterperspektive.