Jacques Rancière ist im deutschen Sprachraum für seine politisch-ästhetischen Schriften zu
Kunst und Kino bekannt. »Die Nacht der Proletarier« zeigt ihn darüber hinaus als Forscher der
sich bereits früh mit den Archiven und Problembereichen der Sozialgeschichte auseinandergesetzt
hat. Er konzentriert sich in diesem umfassenden Band auf die Träume Hoffnungen und
Perspektiven jener Arbeiter und Arbeiterinnen die seit der französischen Julirevolution 1830
in welcher Bürgerliche und frühindustrielle Proletarier sich erstmals gegen die Restauration
des Ancien Régime erhoben aktiv wurden. Rancière analysiert die Schriftstellerei und
Erfahrungen derjenigen die es wagten die ihnen zugewiesene Position als Proletarier durch die
Anmaßung ihres revolutionären Denkens zu ergänzen. »Wer sind sie? Einige Dutzend einige
Hundert Proletarier die um 1830 zwanzig Jahre alt waren und die in dieser Zeit jeder für sich
entschieden haben das Unerträgliche nicht weiter zu ertragen.« Neben ihrem physischen und
psychischen Überleben von Tag zu Tag begannen sie meist in der Nacht - der Nacht der
Proletarier - Aufrufe und Artikel zu verfassen Zeitschriften zu gründen und Elemente
frühsozialistischer Positionen zu formulieren. Rancière holt sie aus der Anonymität all jener
die gleichwohl dasselbe alltägliche Schicksal teilten und eröffnet anhand von späteren
»Arbeiterschriftstellern« und Diskursen bis in die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts
unerwartete Bezüge zu aktuellen Positionen der Kapitalismuskritik und einem Denken der Utopie.